Das Gesetz der Polarität

Die Spielregeln des Lebens im Alltag

 
 

Manchmal fühlt sich das Leben wie ein undurchschaubares Chaos an, voller unvorhersehbarer Ereignisse, Zufälle und Ungerechtigkeiten. Doch selbst in diesem scheinbaren Durcheinander existieren wiederkehrende Prinzipien. Diese Prinzipien werden oft als die kosmischen Prinzipien bezeichnet, da sie quasi die Spielregeln unseres Kosmos erklären. Die Spielregeln des Lebens finden sich auch in den Gesetzmäßigkeiten der Mystik und den modernen Wissenschaften, insbesondere der Quantenphysik. Insgesamt helfen uns sieben universelle Prinzipien, das Leben und seine Ereignisse besser zu verstehen. Wer diese Regeln kennt, hat einen entscheidenden Vorteil im Spiel des Lebens.

Alles ist Zwei - der Tanz der Polarität

Die erste Regel, "Alles ist Eins", führt uns in die Tiefen der Quantenphysik und in die Kernprinzipien aller religiösen und spirituellen Traditionen. Selbst die Theorie des Urknalls stützt sich auf dieses fundamentale Prinzip der Einheit. Doch sobald das Leben sich in seiner Vielfalt ausdrückt und manifestiert, tritt die zweite Regel in Kraft: "Alles ist Zwei" – alles existiert in Polarität. Überall in der Welt begegnen wir Gegensätzen, welche jedoch immer miteinander verbunden sind: Warm und kalt, Licht und Dunkelheit, Gut und Böse, Groß und Klein. Komplexere Polaritäten finden sich im Magnetismus, mit anziehenden und abstoßenden Polen, in der Elektrizität, bei negativen und positiven elektrischen Ladungen und auch in Masse (Materie) und Energie. Beide Gegensätze sind wie zwei Seiten einer Medaille. Obwohl sie auf den ersten Blick unterschiedlich erscheinen mögen, sind sie nur unterschiedliche Aspekte derselben Realität und damit miteinander verknüpft. Und genau das macht Polarität aus.

Das Problem mit der Polarität

Wir Menschen haben so unsere Schwierigkeiten mit Polarität. Denn wir tendieren meistens dazu, einen Pol der Ganzheit zu bevorzugen und den anderen Teil vielleicht sogar abzulehnen. Also mögen wir Kälte nicht, Böses schon gar nicht, und Klein finden wir jetzt auch nicht so gut. Bei diesen Bewertungen helfen uns drei grundlegende Regeln, um uns nicht in Polarität zu verwickeln. Denn ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist, dass wir uns entwickeln.

Die 3 Regeln der Polarität

  1. Die Verbindung beider Pole führt zur Vollkommenheit

    Die kosmischen Gesetze folgen einer Art Hierarchie. An erster Stelle steht das Gesetz der Einheit. Darunter, an zweiter Stelle, tritt das Prinzip der Polarität ins Spiel. Aus Einheit wird Zweiheit, und die Welt der 10.000 Dinge entsteht, wie es so schön im Tao Te Ching von Lao Tzu heißt. Obwohl heute aufgrund einer Inflation der Vielfalt bereits von einer Welt der Milliarden Dinge gesprochen werden müsste, ist die Idee dahinter eindeutig. Polarität lässt sich nicht einfach auf zwei simple Gegensätze reduzieren, aber diese Gegensätze symbolisieren die zwei extremen Pole ein und derselben Ganzheit. Ein Pol wie "heiß" ist also nur ein Ausdruck der gesamten Erscheinung "Temperatur". Warm kann für uns nur schön sein, wenn wir Kälte kennen, und umgekehrt.

    Wenn wir nun einen Teil des Ganzen ablehnen oder ausblenden, berauben wir uns selbst der Ganzheit - oder anders ausgedrückt - wir entziehen uns der Vollkommenheit und begeben uns in ein Spiel unvollkommener Polaritäten. Das mag menschlich sein, denn immerhin sind wir Menschen mit unserem Körper und Geist schon ein Ausdruck von Polarität, aber es ist auch menschlich, die Fähigkeit zu besitzen, über die Polarität hinauszublicken und ins Angesicht der Vollkommenheit zu schauen. Genau das ist es, was uns die spirituellen und religiösen Traditionen lehren wollen, und wie Siddhartha Gautama unter einer Pappelfeige zum Buddha wurde. Die Ganzheit zwischen zwei Polen zu verstehen, macht uns jetzt noch nicht zu einem Buddha, aber sie eröffnet uns ein Tor, das uns neue Möglichkeiten des Verständnisses eröffnet und uns hilft, das Leben um uns herum besser zu verstehen.

    Gerade Krieg und Grausamkeiten sind für die meisten Menschen nur schwer anzunehmen. Aus der Ganzheit betrachtet könnte man sie jedoch auch als Heilungsprozess betrachten. Der althochdeutsche Ausdruck "heil" bedeutet so viel wie "gesund" oder "unversehrt". Heilung ist also der Prozess der Ganzwerdung, die Herstellung der unversehrten Ganzheit. Die Wechselwirkung von Kälte und Wärme zeigt dies auch sehr deutlich, denn Kälte und Wärme spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Klimas und der Ökosysteme auf unserem ganzen Planeten. Ohne dieses Zusammenspiel wäre Leben nicht möglich. Also sind zwei gegensätzliche Pole immer miteinander verbunden, und sie brauchen auch einander.

    Erkennen wir beide Pole und verbinden sie, entsteht etwas Drittes, was das ganze System bereichert. Yin und Yang sind das beste Beispiel - Weiblich und Männlich. Verbinden sich beide Pole, also Mann und Frau, entsteht ein Kind. Neues Leben entsteht durch die Verbindung beider Pole und bereichert das ganze System, denn aus zwei wird plötzlich drei. Das ist das Geheimnis von Polarität.

  2. Bewertungen entstehen aus dem eigenen Standpunkt und dieser ist variabel

    Die Empfindung von Kälte oder Wärme ist keine absolute Tatsache, sondern eine subjektive Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung wird von unserem eigenen Standpunkt bestimmt, der in diesem Fall unsere eigene Körpertemperatur ist. Für bestimmte Fischarten in den arktischen und antarktischen Gewässern, deren Körpertemperatur um die 2 bis 4 Grad liegt, stellt es kein Problem dar, in diesem eisigen Wasser nahe dem Gefrierpunkt zu überleben. Sie werden auch nicht ihr ganzes Leben lang frieren, sondern empfinden die Temperatur aus ihrer eigenen Perspektive anders, als wir es tun würden. Unser eigener Standpunkt innerhalb der Polarität bestimmt also unsere Wahrnehmung. Daher ist es auch von großer Bedeutung, gelegentlich die Perspektive zu wechseln, um einen neuen Eindruck und eine andere Wahrnehmung derselben Situation zu gewinnen. Diese Fähigkeit oder dieses Bewusstsein kann uns im Alltag erhebliche Vorteile verschaffen, um andere Menschen, Ereignisse, vermeintliche Wahrheiten und letztendlich das ganze Leben besser zu verstehen.

    Fazit: Auch wenn wir uns in einem Moment stark von einer Sache angezogen fühlen, an einer bestimmten Meinung festhalten oder einen Teil einer Polarität ablehnen, können wir uns als Menschen dazu entscheiden, einen anderen Standpunkt innerhalb einer Polarität einzunehmen, um damit eine starre Meinung loszulassen und auch den anderen Teil einer Polarität anzunehmen. Auf diese Weise tragen wir zur Vollkommenheit und Ganzheit des Lebens bei.

  3. Bewertungen entstehen auch aus dem kollektiven Standpunkt

    Der dritte entscheidende Punkt ist die kollektive Wahrnehmung. Neben unserem individuellen Standpunkt gibt es eine gemeinsame Perspektive, die von der Gesellschaft, der Gemeinschaft oder einer größeren Gruppe von Menschen geteilt wird, mit der wir interagieren. Diese kollektive Wahrnehmung beeinflusst unsere Meinungen, Vorstellungen und sogar unsere persönliche Definition von Realität. Um dies besser zu verstehen, betrachten wir das Beispiel von Körpergröße. Individuell betrachtet mag jemand, der einen Kopf größer ist als wir, als groß erscheinen. Doch nehmen wir mal an, wir sind 1,50 Meter groß, und vor uns steht ein Mann mit 1,70 Metern. Tatsächlich ist er einen Kopf größer als wir, und dennoch könnten wir ihn als klein empfinden, da der Durchschnitt der Männer in unserer Gesellschaft um 8 bis 9 Zentimeter größer ist als er.

    Daher ist es wichtig, auch den kollektiven Standpunkt einer Sache zu betrachten und zu reflektieren. Egal zu welcher Gesellschaft oder Schicht innerhalb einer Gesellschaft du auch gehörst, es gibt immer auch eine andere Wahrnehmung ein und derselben Sache außerhalb deines Kollektivs. Das beginnt beim gemeinsamen Standpunkt eines Landes oder einer Religion und geht weiter bis über die Grenzen unserer menschlichen Wahrnehmung hinaus. Denn für eine Ameise gelten ganz andere "Wahrheiten" als für uns Menschen.

Polarität ist die süße des Lebens

Ohne Polarität hätten wir nichts aus dieser Welt - auch die Dinge nicht, die uns so viel bedeuten. Und das, was wir ablehnen, ist nur ein entfernter Ausdruck derselben Sache, nach der wir uns so sehr sehnen.

Wir erleben Polarität überall in unserer Welt, und oft ist sie sogar schön und beinahe magisch. Ein Beispiel dafür ist der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid: Wir Menschen atmen Sauerstoff ein und geben Kohlendioxid wieder ab, während Bäume Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff produzieren. Menschen haben rotes Blut, während einige Pflanzen grünen Saft besitzen. Grün und Rot sind Komplementärfarben, die sich genau gegenüber auf dem Farbkreis befinden. Wenn man Grün und Rot zusammen betrachtet, verstärken sie sich gegenseitig und erzeugen einen auffälligen Kontrast. Überall in unserer Welt ist Polarität zu finden, die sich jedoch komplementiert.

Die 2. Spielregel des Lebens verwickelt uns zwar in Gegensätze, aber indem wir unsere menschliche Fähigkeit nutzen, die Ganzheit darüber zu betrachten und die Pole in Verbindung zu bringen, erschließen sich für uns wunderbare neue Phänomene. Wie zum Beispiel das Phänomen der Elektrizität oder sogar neues Leben. Also lasst uns die Polaritäten erforschen und die Pole in Verbindung bringen, um die phänomenalen Kräfte des Lebens zu entfalten. Licht und Dunkelheit sind zwei Pole derselben Einheit. In Wahrheit ist Dunkelheit nur die Abwesenheit von Licht. Unser Körper und unser Bewusstsein sind zwei Pole derselben Einheit. Sie waren einmal Eins und werden wieder eins, wenn wir in die Etage der Einheit zurückkehren. Aber solange wir noch einen Stock tiefer sind, lasst uns die Polaritäten erforschen und die Pole in Verbindung bringen, um die phänomenalen Kräfte des Lebens zu entfalten. Ohne Polarität hätten wir nichts aus dieser Welt - auch die Dinge nicht, die uns so viel bedeuten. Und das, was wir ablehnen, ist nur ein entfernter Ausdruck derselben Sache, nach der wir uns so sehr sehnen.

In diesem Video findet ihr noch mehr zum Gesetz der Polarität:

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